Sehen ohne die Augen zu benutzen. Was völlig absurd klingt soll in Zukunft aber möglich sein. Forscher arbeiten an einer Sehprothese, die direkt am Gehirn implantiert wird.
Was steckt dahinter?
Medizintechniker arbeiten derzeit an einer Sehprothese, die anstatt am Auge oder Sehnerv direkt am Gehirn implantiert wird. Eine solche Sehprothese, wurde bereits ausgetestet und der Spanierin Berna Gomez als erster eingesetzt. Ihr wurde eine Mikroelektrode mit 96 Nadeln in die Sehrinde implantiert. Mit dieser mutigen Aktion will die Spanierin helfen, die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben und so anderen sehbehinderten oder blinden Menschen zu helfen.
Wie funktioniert die Sehprothese?
Die Sehprothese kann die Neuronen in der Sehrinde stimulieren. So entstehen Lichtwahrnehmungen (Phosphene), die nicht durch tatsächliches Licht, sondern durch Reize ausgelöst werden. Während es zunächst schwer für die Probandin war, einen Unterschied zwischen spontan entstandenen und stimulierten Phosphenen zu erkennen, lernte das Gehirn schnell diese zu unterscheiden. Zunächst konnte Sie vertikale und horizontale Linien unterscheiden, dann immer mehr und komplexere Formen. So gelang es den Forschern auch einzelne Buchstaben durch Phosphene darzustellen, die die Spanierin dann tatsächlich „sehen“ konnte. Nun wollte man noch weiter gehen und echte Formen die vor der Spanierin lagen, darstellen. Dafür nutzte sie eine Brille, die Bilder in elektronische Signale umwandelt. So konnten die Informationen über die Sehprothese ans Gehirn weiter gegeben werden. Und tatsächlich konnten erste Formen wie beispielsweise ein Quadrat auf einem Bildschirm wahrgenommen werden. Mit mehr Übung gelang das auch immer besser.
Die Zukunft der Sehprothese
Auch wenn das Experiment ein riesen Erfolg war – an der Technik muss noch viel weiterentwickelt werden. Mit einer ausgefeilten Technik und viel Übung könnte es blinden und Sehbehinderten Menschen in Zukunft wieder ermöglicht werden, tatsächlich zu sehen. Auch wenn nur einzelne Formen und Umrisse erkannt werden können, wird diesen Menschen so ein Stück Sehkraft zurückgegeben. „Die Prothese könnte jemandem ermöglichen, Menschen, Türen oder Autos leichter zu identifizieren. Sie könnte deren Unabhängigkeit und Sicherheit erhöhen. Daran arbeiten wir“, so Richard A. Normann, Bioingenieur.
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