Der CO² Ausstoß durch den deutschen Flugverkehr lag in den letzten 20 Jahren bei 16,3 Milliarden Tonnen. Die angestrebte Klimaneutralität des Landes bis 2045 verlangt ein Umdenken, auch in der Flugindustrie. Klimaneutrales Kerosin soll Abhilfe schaffen.
Weltweit neuartig
In Werlte im Emsland wurde am 04.10.2021 die weltweit erste Produktionsanlage für „Grünes Kerosin“ eröffnet, betrieben von der Klimaorganisation Atmosfair. Ab 2022 soll die Versuchsanlage den Betrieb aufnehmen und klimaneutralen Flugzeugtreibstoff produzieren. Ausschlaggebend für wirklich „grünes“ Kerosin ist es, dass jeder Bestandteil der Produktion durch erneuerbare Energien hergestellt wird. Kerosin wird in der Massenproduktion aus Erdöl gewonnen. Klimaneutrales Kerosin besteht aus Wasser und Strom, welcher aus umliegenden Windkraftanlagen bezogen wird. Mittels Elektrolyse wird dem Wasser der Wasserstoff entzogen und durch Zusatz von CO² entsteht synthetischer Flüssigtreibstoff. Das CO² wird als Abfallprodukt aus Biogasanlagen gewonnen oder aus der Luft gefiltert. Der Treibstoff wird auch „Power-to-liquid“ (Ptl) Treibstoff genannt, was bedeutet, dass aus elektrischer Energie Flüssigtreibstoff wird.
Lufthansa macht den Anfang
Als vorerst einziger Abnehmer hat sich die Lufthansa auf 5 Jahre vertraglich verpflichtet, jedes Jahr mindestens 25.000 Liter des Treibstoffes einzukaufen.
Schon in der Vergangenheit hat die Lufthansa den Kerosinbestand durch biogene Treibstoffe, gewonnen aus Abfällen oder alten Speiseölen, ergänzt.
Die Anlage in Werlte ist ab 2022 in der Lage, etwa eine Tonne Rohkerosin zu erzeugen, ab 2026 muss in Deutschland jedoch 0,5% des genutzten Treibstoffes Ptl Treibstoff sein, was ca. 50.000 Tonnen jährlich entspricht. Der Bau weiterer Anlagen bzw. der Ausbau des Produktionsvolumens muss in den nächsten 4 Jahren also enorm ansteigen, um dieses Ziel zu erreichen. Etwas vereinfacht ausgedrückt: Ein einfacher Transatlantik-Flug von Frankfurt nach New York in einem A380, verbraucht etwa 115 Tonnen Kerosin. Die Anlage in Werlte müsste dafür bis Mitte Juni 2022 jeden Tag die Maximale Kapazität produzieren, um diesen Flug vollständig mit Kerosin zu versorgen.
Die Planung sieht daher vor, soviel wie möglich des herkömmlichen Kerosins durch das Synthetische Kerosin zu ersetzen. Bis 2030 müssen laut Bundesumweltministerium 200.000 Liter des jährlichen Kerosinverbrauchs aus Ptl Treibstoff bestehen, dies entspricht 2% des kompletten Kerosinbedarfs.
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