Pro Jahr 77 kreative Ideen, die es schaffen können ...

Schlagwort: Kerosin

61/2021: Klimaneutrales Kerosin

Der CO² Ausstoß durch den deutschen Flugverkehr lag in den letzten 20 Jahren bei 16,3 Milliarden Tonnen. Die angestrebte Klimaneutralität des Landes bis 2045 verlangt ein Umdenken, auch in der Flugindustrie. Klimaneutrales Kerosin soll Abhilfe schaffen.

Weltweit neuartig

In Werlte im Emsland wurde am 04.10.2021 die weltweit erste Produktionsanlage für „Grünes Kerosin“ eröffnet, betrieben von der Klimaorganisation Atmosfair. Ab 2022 soll die Versuchsanlage den Betrieb aufnehmen und klimaneutralen Flugzeugtreibstoff produzieren. Ausschlaggebend für wirklich „grünes“ Kerosin ist es, dass jeder Bestandteil der Produktion durch erneuerbare Energien hergestellt wird. Kerosin wird in der Massenproduktion aus Erdöl gewonnen. Klimaneutrales Kerosin besteht aus Wasser und Strom, welcher aus umliegenden Windkraftanlagen bezogen wird. Mittels Elektrolyse wird dem Wasser der Wasserstoff entzogen und durch Zusatz von CO² entsteht synthetischer Flüssigtreibstoff. Das CO² wird als Abfallprodukt aus Biogasanlagen gewonnen oder aus der Luft gefiltert. Der Treibstoff wird auch „Power-to-liquid“ (Ptl) Treibstoff genannt, was bedeutet, dass aus elektrischer Energie Flüssigtreibstoff wird.

Lufthansa macht den Anfang

Als vorerst einziger Abnehmer hat sich die Lufthansa auf 5 Jahre vertraglich verpflichtet, jedes Jahr mindestens 25.000 Liter des Treibstoffes einzukaufen.
Schon in der Vergangenheit hat die Lufthansa den Kerosinbestand durch biogene Treibstoffe, gewonnen aus Abfällen oder alten Speiseölen, ergänzt.
Die Anlage in Werlte ist ab 2022 in der Lage, etwa eine Tonne Rohkerosin zu erzeugen, ab 2026 muss in Deutschland jedoch 0,5% des genutzten Treibstoffes Ptl Treibstoff sein, was ca. 50.000 Tonnen jährlich entspricht. Der Bau weiterer Anlagen bzw. der Ausbau des Produktionsvolumens muss in den nächsten 4 Jahren also enorm ansteigen, um dieses Ziel zu erreichen.
Etwas vereinfacht ausgedrückt: Ein einfacher Transatlantik-Flug von Frankfurt nach New York in einem A380, verbraucht etwa 115 Tonnen Kerosin. Die Anlage in Werlte müsste dafür bis Mitte Juni 2022 jeden Tag die Maximale Kapazität produzieren, um diesen Flug vollständig mit Kerosin zu versorgen.
Die Planung sieht daher vor, soviel wie möglich des herkömmlichen Kerosins durch das Synthetische Kerosin zu ersetzen. Bis 2030 müssen laut Bundesumweltministerium 200.000 Liter des jährlichen Kerosinverbrauchs aus Ptl Treibstoff bestehen, dies entspricht 2% des kompletten Kerosinbedarfs.

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70/2020 Solarbenzin von Synhelion

Ene mene min, aus Luft und Sonne wird Benzin. Klingt unglaublich, ist aber wahr, was Forschern in Zürich gelungen ist.

Es gleicht Zauberei und doch ist es aus physikalischer Sicht total plausibel. Forschern der ETH Zürich ist es nach über zehn Jahren gelungen, einen nachhaltigen Flüssigtreibstoff aus nur zwei Zutaten, und zwar Sonnenlicht und Umgebungsluft, herzustellen. Synhelion könnte somit eine unglaubliche Energierevolution anzetteln. Ihr Verfahren demonstrieren die Forscher unter realen Bedingungen, auf dem Dach des ETH-Zentrums in Zürich. Dort steht die Pilotanlage oder auch Mini-Raffinerie genannt. Auf einer größeren Anlage, in Móstoles, in der Nähe von Madrid, wird durch das EU-Projekt „Sun to Liquid“ das Verfahren bereits seit drei Jahren außerhalb des Züricher Labors auf die Probe gestellt. Auf einer großen Fläche, etwa so groß wie zwei Tennisplätze, lenken 169 bewegliche Heliostaten – einfach genannt Spiegel – Sonnenlicht auf einen von der ETH eigens entwickelten Turm, der 10x größer ist als der auf der Pilotanlage.

Wie entsteht das Solarbenzin?

Im Kern des Turms sitzt eine poröse Struktur aus Ceriumoxid. Ein von der ETH patentiertes, ganz spezielles Material, in dem bei einer Temperatur von 1500°C eine thermochemische Reaktion ausgelöst wird. Wasser (H2O) und Kohlenstoffdioxid (CO2), das vorher der Umgebungsluft entzogen wurde, werden gespalten. Das Überbleibsel ist ein Synthesegas aus Wasserstoff (H2) und Kohlenmonooxid (CO). Dieses lässt sich anschließend verflüssigen und zwar zu Benzin oder Kerosin, mit dem Autos und Flugzeuge betankt werden können. Bei dessen Verbrennung wiederum, wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie auch vorher der Luft entnommen wurde. Der Solartreibstoff ist also CO2 neutral.

Gibt es den Solartreibstoff schon?

Nein, aktuell befindet er sich noch in der Testphase. Das Ziel des Unternehmens ist es aber allemal das Verfahren zu kommerzialisieren. Um dies zu erreichen, müsste die Anlage in Madrid aber um das 100-fache ausgeweitet und die Effizienz des Verfahrens gesteigert werden. Bei einem doppelt so hohem Preis wie der eines fossilen Treibstoffs, ist er eben auch noch nicht konkurrenzfähig. Erstaunlich ist allerdings, dass eine Solaranlage von einem Quadratkilometer Fläche 20.000 Liter Kerosin / Tag herstellen könnte. Würde man also theoretisch eine Anlage in Größendimensionen der Fläche der Schweiz haben, könnte mit dem Solartreibstoff der Kerosin-Bedarf der kompletten Luftfahrt bedient werden.

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