Erderwärmung. Klimawandel. Umweltzerstörung. Die größten Probleme der Menschheit verlangen nach innovativen und nachhaltigen Lösungen. Eine weitere steht jetzt in den Startlöchern. Eine Schweizer Fabrik zieht das CO2 aus der Luft.
Polkappen schmelzen, Ozeane versauern, der Meeresspiegel steigt an. Und der treibende Faktor hinter diesen negativen Entwicklungen ist die Erwärmung der Erdatmosphäre. Grund hierfür ist der exzessive Verbrauch fossiler Energieträger und der damit einhergehende Anstieg des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre. Um diese Entwicklungen zu stoppen, muss also dringend der weltweite Ausstoß von CO2 reduziert werden. Aber genügt das auch? Was ist mit dem CO2, das sich bereits zu mehreren Millionen Tonnen in der Luft befindet? Soll man das einfach aus der Luft saugen? Ähm ja genau so, dachte sich die Schweizer Firma Climeworks. Okay gut, ein bisschen komplizierter ist es schon.
Direct-Air-Capture-Technologie
Die erste Anlage dieser Art steht in Hinwil in der Schweiz. Sie entzieht der Umgebungsluft das Kohlenstoffdioxid und transportiert es in ein nahegelegenes Gewächshaus. Dort befördert das Gas das Wachstum der Pflanzen und wird somit wieder in Biomasse umgewandelt. Auf diese Weise werden jährlich 900 Tonnen aus der Atmosphäre gezogen. Solche Verfahren, die CO2 direkt aus der Umgebungsluft gewinnen, werden als Direct-Air-Capture-Verfahren bezeichnet.
Die Anlagen von Climeworks bestehen aus Modulen, die mit einem Ventilator und einem Filter ausgestattet sind. Der Ventilator ist lediglich dazu da, die normale Umgebungsluft anzusaugen. Das eigentliche Geheimnis steckt in den Zellulose ähnlichen Absorberfiltern, die das Kohlenstoffdioxid von der Luft trennen. Die eingezogene Luft wird über diesen Filter geleitet, wobei sich die CO2-Moleküle an den Poren der Filteroberfläche anreichern. Sobald der Filter nach drei Stunden gesättigt ist, stoppt der Ventilator und die Box, in der sich der Filter befindet schließt sich. Schließlich werden die Moleküle auf 100 Grad Celcius erhitzt und vakkumiert. Das Ergebnis ist CO2 in seiner reinen Form. Diesen Zyklus kann man ständig wiederholen. Neben der direkten Verwertung des reinen CO2 in dem angebauten Gewächshaus, kann das Gas auch gespeichert werden. In einer Anlage in Island wird das gewonnene Treibhausgas mit Wasser vermengt in die Tiefe gepumpt, wo es in Reaktion mit dem dortigen Basaltgestein verpresst und so unterirdisch gelagert wird. Die unterirdische Speicherung des Gases ist allerdings in Deutschland umstritten beziehungsweise in einigen Bundesländern sogar verboten.
Kritik an hohem Aufwand
Ein relativ großes Manko der Anlage ist allerdings der momentane Energieaufwand. Für den Prozess, genauer für die chemische Filterung, wird viel Energie benötigt. Deshalb ist die Schweizer Anlage auch auf einer Müllverbrennungsanlage aufgebaut worden. Deren Abwärme kann für den energiereichen Prozess verwendet werden. Dennoch bietet die innovative Anlage viel Potenzial. Mit 250.000 solcher Systeme kann bis 2025 ein Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus der Luft gefiltert werden, das entspricht unglaublichen 300 Millionen Tonnen pro Jahr.
Video leider nur auf Englisch..
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