Die Suche nach umweltfreundlichen Baumaterialien hat Wissenschaftler weltweit angetrieben, innovative Lösungen zu entwickeln. In diesem Kontext wurde kürzlich ein wegweisendes Verfahren vorgestellt, das die Herstellung eines robusten Pilzkomposit-Materials ermöglicht.

Forscher haben eine Methode entwickelt, um einen besonders nachhaltigen Baustoff auf Pilzbasis herzustellen. Dabei wird ein pasten-ähnlicher Grundstoff mithilfe eines gestrickten Wollgewebes stabilisiert, welches anschließend von Pilzgeflecht durchdrungen wird. Eine Forschungsgruppe der Universität Newcastle berichtet in der Fachzeitschrift Frontiers in Bioengineering and Biotechnology, dass das Ergebnis deutlich widerstandsfähiger sei als andere Pilzkomposit-Materialien. Es erreiche jedoch noch nicht die Festigkeit von Holz.

Die Herausforderung bei der Herstellung fester formgebender Teile lag bisher darin, dass Pilze nicht ausreichend Sauerstoff erhielten und somit nicht optimal wuchsen. Scott und ihr Team experimentierten daher mit einem gestrickten Gewebe aus Merinowolle, welches genügend Luft an das Substrat lässt, in dem der Pilz gedeihen kann. Hinweis: Eine wichtige Eigenschaft von Pilzen ist ihre Fähigkeit, in eine vorgegebene Form hineinzuwachsen, ohne Nähte oder Verbindungen zu benötigen.

Die Stricktechnologie biete im Vergleich zu anderen textilen Verfahren den großen Vorteil, dreidimensionale Strukturen ohne Nähte und ohne Abfall zu erzeugen, zitiert man eine Mitteilung des Fachmagazins. Designer waren ebenfalls in das Forschungsprojekt involviert und entwarfen eine eigenständige Struktur mit Parabel-Bögen. Diese sei 180 Zentimeter hoch und besitze einen Durchmesser von zwei Metern. Die Struktur wurde durch die gestrickte Form ermöglicht, kombiniert mit einer Paste, die Nährstoffe, Stützstrukturen und Wasser für das Pilzwachstum bereitstellt.

Die besagte Paste besteht aus Buchenholz-Sägemehl, Papierfaserklumpen, Papiermehl, dem Mehrfachzucker Xanthan, Glycerin und über 75 Prozent Wasser. Sie wird mithilfe einer Injektionspistole in den gestrickten Schlauch eingebracht und gleichmäßig verteilt. In den ersten acht Tagen befand sich dieser Schlauch mit der Paste in einer Plastikstruktur, um die vorgegebene Form beizubehalten. Nach dem Entfernen der Plastikform konnte der Pilz der Art Ganoderma lucidum (Deutsch: glänzender Lackporling) kräftig wachsen. Bevor er Fruchtkörper ausbilden konnte, wurde er getrocknet und bildete mit den verbliebenen Bestandteilen der Paste das Pilzkomposit-Material.

In verschiedenen Versuchen untersuchten die Forscher die Eigenschaften der fertigen Substanz. Das aus der Paste entstandene Material wies eine höhere Dichte und bessere mechanische Eigenschaften auf als ein Pilzkomposit-Stoff, bei dem der Pilz ausschließlich auf Basis von Buchenholz-Sägemehl gewachsen war. Ein Pilzkomposit-Material, das ohne das gestrickte Gewebe gewachsen war, wies beim Trocknen Risse auf und verlor an mechanischer Stärke. Die Merinowolle im gestrickten Gewebe sorgte offenbar für eine gleichmäßigere Schrumpfung während des Trocknungsprozesses, wodurch starke Verformungen vermieden werden konnten.

Die Idee des Pilz-Baustoffs ist viel versprechend, muss aber noch vielfach optimiert werden. Neben den Material-Eigenschaften gelte es nun, den beschriebenen Herstellungsprozess auch wirtschaftlich zu optimieren.